Ein Märchen von Stefanie van de Brock
Es war einmal ein junger Mann namens Balduin, der oft unter einer Brücke in einem alten Dorf in Schottland saß. Eines Tages kam eine hübsche Frau vorbei. Diese Frau fand Balduin so wunderschön, dass er nicht anders konnte, als sie anzusprechen. "Wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen", fragte er. Sie antwortete: "Mein Name ist Toinette, und wie ist dein Name?" "Ich bin Balduin", antwortete er, und schnell war es um beide geschehen. Obwohl sie noch nicht viel miteinander gesprochen hatten, verliebte sie sich sofort in sein Lächeln.
Toinette schlug vor, zum Fluss zu gehen, um sich dort weiter zu unterhalten. Neugierig fragte sie: "Lebst du schon lange hier?" Balduin antwortete: "Ich lebe schon immer hier. Und wo wohnst du mit deinen Eltern?" Toinette offenbarte, dass sie seit ihrer Geburt eine Waise war. Man hatte sie in einem Korb unter einem Weidenbaum entdeckt. Cunradus, ein Silberschmied, hatte sie gefunden und sie mit nach Hause genommen. Seitdem lebte sie bei ihm. Toinette sagte: "Ich mag deine ehrliche Art. Ich lebe hier mit meinen Eltern. Mein Wunsch war es immer, Kinder zu haben und ein eigenes Haus zu besitzen. Mein Vater kann nicht mehr arbeiten, nachdem er von einem Wildschwein bei der Jagd angegriffen wurde. Meine Mutter pflegt ihn und lässt ihn nie aus den Augen."
Als es stark zu regnen begann, suchten sie Unterschlupf unter der Brücke, wo sie sich zuvor getroffen hatten. Sie machten ein Feuer aus Ästen und trockenem Laub, um sich die Hände und Füße zu wärmen. Die beiden kamen sich näher und verbrachten die Nacht zusammen. Als Toinette friedlich in Balduins Armen einschlief, deckte er sie mit seinem Fell zu und legte sie vorsichtig auf die Wiese. Dann lief er nach Hause zum Silberschmied.
Dort angekommen riss er die Haustür auf und rief: "Cunradus, du glaubst nicht, was passiert ist! Ich habe das schönste Mädchen gefunden, das ich je gesehen habe. Ihre Art lässt mich dahinschmelzen. Bitte hilf mir." Der Silberschmied legte seine Hand auf Balduins Schulter, lachte herzlich und sagte: "Mein Junge, setz dich erstmal und beruhige dich. Wie kann ich dir helfen? Willst du, dass ich dir ein Haus baue? Ich besorge alles, was du brauchst." Cunradus fragte nach dem Namen des Mädchens. "Toinette!", antwortete Balduin. "Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ihr Vater ist mein Freund, er heißt Zoltan. Ich habe eine Aufgabe für dich. Es wird nicht leicht sein, aber wir brauchen ein Heilmittel für Zoltan. In der Zwischenzeit fange ich an, dein Haus zu bauen. Komm erst wieder, wenn du das Heilmittel hast." Cunradus bot ihm sein bestes Pferd an, und sie machten sich auf den Weg.
Es wurde dunkel, und Cunradus gab Balduin eine Laterne. "Nimm diese Laterne mit! Sie wird dir den Weg leuchten." Balduin ritt los, ohne genau zu wissen, wohin. Doch nicht weit entfernt lebte ein Heiler, der ihm vielleicht weiterhelfen konnte.
Balduin erreichte ein kleines, komplett mit Efeu umwuchertes Haus aus Stein. Kornus, der Heiler, war gerade dabei, seine Heilkräuter zu gießen. Als er Balduin bemerkte, fragte er: "Hallo, Balduin, was verschafft mir die Ehre?" Balduin erzählte ihm von Toinette und Zoltan, der verletzt war. Kornus bot seine Hilfe an und zeigte ihm verschiedene Heiltränke in allen erdenklichen Farben. Doch keiner schien das Richtige zu sein. Kornus sagte: "Es gibt etwas, aber du musst dafür in die Wilden Lande reiten. Es ist ein gefährlicher Weg, und die Legende besagt, dass jeder, der kein reines Herz hat, sich dort verirrt, bis er verhungert und verdurstet."
Balduin war entschlossen. Kornus gab ihm Anweisungen: "Reite geradeaus bis zu einem fließenden Bach. Biege dann ab und reite weiter, bis du zu einer Holzbrücke kommst. Gehe immer weiter, bis du einen Wald voller Dornenbüsche erreichst. Sie bilden eine Art Höhle. Reite hindurch zur Burgruine. Du brauchst Schafskot; den Honig habe ich."
Balduin folgte den Anweisungen und erreichte schließlich die Burgruine. Im Inneren waren Schafe, die friedlich grasten. Er nahm sich ein Stück Schafskot und machte sich auf den weiten Rückweg durch den Wald. Kornus sah die Laterne in der Ferne und wusste, dass Balduin zurückkehrte.
Im Garten angekommen, hatte Kornus alles vorbereitet. "Verteile den Schafskot auf die Erde. Es ist ein spezieller Nährboden, den ich angelegt habe. Ich habe auch Honig aus meinem Bienenstock hinzugefügt. Jetzt müssen wir ein paar Tage warten, und danach können wir Schimmelpilze ernten. Sie produzieren etwas, das ich Penicillin nenne. Das wird die Wunde desinfizieren und heilen."
Nach einigen Tagen war es soweit, die Pilze konnten geerntet werden. Kornus erklärte: "Die Schimmelpilze müssen in die Wunde gelegt werden, damit es funktioniert. Du solltest dich jetzt auf den Weg machen."
Einige Zeit später kam Balduin wieder beim Silberschmied an und verkündete, dass er etwas hatte, um Zoltan zu heilen. Sofort machten sie sich auf den Weg, und auch Toinette eilte freudestrahlend herbei.
Im Haus angekommen, stellte Balduin sich vor: "Hallo, ich bin Balduin. Ein Heiler hat mir geholfen, und ich habe die Zutaten für ein Heilmittel besorgt." Balduin öffnete die Wunde und legte die Schimmelpilze, die Penicillin produziert hatten, hinein. "Jetzt wird es hoffentlich bald besser gehen."
Ein wenig später kam die Mutter ins Haus. "Hallo, Balduin. Ich habe viel von dir gehört. Wir hoffen sehr, dass er wieder gesund wird." Cunradus sagte: "Lassen wir ihn erstmal zur Ruhe kommen. Er schläft, und die Schmerzen scheinen schon besser zu werden."
Toinette war erleichtert, dass ihr Vater keine Schmerzen mehr ertragen musste. "Komm, Balduin, ich muss dir etwas zeigen." Sie verließen das Haus und gingen ein paar Schritte. "Mach die Augen zu", sagte Toinette, kicherte und legte ihre Hände auf seine Augen. "Jetzt kannst du sie wieder öffnen." Balduin traute seinen Augen kaum. "Ein Haus! Unser Haus!", sagte er und fiel aus allen Wolken. "Es ist so groß und wundervoll, Toinette. Wir haben unser eigenes Zuhause." "Ja", sagte sie, "und ich habe noch etwas, das ich dir sagen muss. Aber gehen wir erstmal rein ins Haus."
"Möbel werden wir uns bauen müssen, aber einen Tisch haben wir schon. Es ist fantastisch, so wie es ist." Sie gingen die Holzstufen hoch, und in einem kleinen Zimmer stand eine Wiege. Toinette sagte: "Ich erwarte ein Kind." Balduin war überwältigt. "Oh, Toinette, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wir werden eine glückliche Familie sein."
Es klopfte an der Tür, und Cunradus und Zoltan betraten das Haus. "Papa, was machst du hier? Du gehörst ins Bett." Zoltan antwortete lachend: "Ins Bett gehören nur Schlafmützen." Alle lachten, und später saßen sie glücklich zusammen auf Stroh am Lagerfeuer, grillten Lachs und kochten Bohnen.
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