Ein Märchen von Stefanie van de Brock.
Es war einmal eine geheime Bibliothek, versteckt in einer alten Villa. Die Bibliothek beherbergte eine Sammlung seltener, alter Bücher. Die tiefbraunen Regale, auf denen sie standen, bildeten einen faszinierenden Kontrast zu den goldenen Einbänden, die einzigartig und sonst nirgendwo auf der Welt zu finden waren. Niemand wusste, wer die Bibliothek erbaut hatte, aber es wurde vermutet, dass ein besessener Mann dort lebte, der nie das Haus verließ. Dieser Mann existierte tatsächlich; sein Name war William. Ein schmaler, dünn gebauter Mann mit fahler Hautfarbe, grauen Haaren, die fast weiß waren, und strahlendblauen Augen, die einen seltsamen, aber friedlichen Blick hatten.
William hatte eine eigenartige Verbindung zu den Objekten in der Villa. Wenn er die Wände oder die Decke anstarrte, schien es, als würden sie Freunde fürs Leben sein, als ob er sich in die Welt der Gegenstände hineinträumte. Manchmal berührte er einen alten gusseisernen Kronleuchter, auf dem Spinnennetze im Sonnenlicht schimmerten, und wippte im Rhythmus auf und ab, begleitet von einem leichten Lächeln.
Eines Tages entwickelte William eine besondere Fähigkeit – er begann, mit den Wänden zu sprechen. Jedes Mal, wenn er dies tat, drückte er seine Nasenspitze an die kalte, staubige Wand und umklammerte mit ausgestreckten Armen die ganze Fläche. Die Wände erzählten ihm von den alten Besitzern der Villa und wie sie gelebt hatten, bevor sie spurlos verschwanden.
William lebte in seiner eigenen Welt, die aus ihm, der Bibliothek und den Büchern bestand. Doch mit der Zeit wurde er schwächer, und die Bücher vermehrten sich wundersam. Sie stapelten sich bis zur Decke, und der Boden war nicht mehr zu sehen. Williams Körperkraft schwand, und er wurde sich bewusst, dass die Bücher ihn auf mysteriöse Weise beeinflussten. Das Fenster verdunkelte sich durch Bücherstapel, und William spürte, wie die Bücher ihm die körperliche Kraft raubten.
Eines Tages, als die Bücher immer mehr Platz beanspruchten, berührten sie ihn überall. In einem Meer aus Wissen lag er auf den Büchern und bildete sich ein, dass Buchstaben wie Käfer über seine Hände krabbelten. Doch es war keine Einbildung, denn sie taten es wirklich. Rote, glühende Sätze zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, und wenn er die Bücher berührte, klebten sie wie Kaugummi an seinen Fingern.
Plötzlich krabbelten alle Buchstabenkäfer auf seine Stirn und bildeten einen Satz: "Wissen ist Macht". Die Bücher fingen Feuer, William war hypnotisiert, und dann geschah es – er implodierte wie ein leuchtender Stern in einer Galaxie.
Alle Bilder auch als Kunstdruck erhältlich.
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