Ein Märchen von Stefanie van de Brock

Die Dunkelheit lastete schwer über der Villa am Lago Maggiore. Alessia, eine Frau von morbider Schönheit, war von den Schatten der Schizophrenie verschlungen. Die Bilder an den Wänden erzählten ihre eigene düstere Geschichte. Sie schienen zu leben, flüsterten von Grauen und Wahnsinn, der sie gefangen hielt. Jedes Gemälde trug die Last einer grausamen Vergangenheit. Alessias Verstand verschmolz mit den Geschichten, und sie wurde unfreiwillig zur Hauptfigur in einem albtraumhaften Spiel des Horrors. Jede Nacht hallten Schreie der Verzweiflung und das Lachen der Wahnsinnigen in ihren Ohren wider, während die Bilder sie gnadenlos in ihren Bann zogen.

Doch das schlimmste Geheimnis lauerte auf den Teppichen. Sie schienen ein Eigenleben zu führen und reagierten auf Alessias Schritte mit markerschütternden Schreien. Nachts vernahm sie stets eine traurige Melodie auf einem Klavier, ohne jedoch jemals das Instrument zu Gesicht zu bekommen. Ein grauenvolles Konzert aus Qualen und Schmerzen trieb sie in den Abgrund. Die Teppiche trugen das Leid von Jahrhunderten und brachten es nun zurück an die Oberfläche.

Alessia kämpfte verzweifelt gegen die Dämonen in ihrem Verstand an, doch je mehr sie sich wehrte, desto tiefer zog der Wahnsinn sie hinein. Die Villa wurde zu einem unheiligen Schlachtfeld zwischen ihrer Realität und den schrecklichen Visionen, die sie heimsuchten. Selbst das strahlende Sonnenlicht vermochte den düsteren Schleier nicht zu durchbrechen, der über ihrem Geist lag. Ein endloser Alptraum in einer Nacht des Schreckens.

Die Bilder stürzten von den Wänden und bildeten einen Kreis um Alessia, während die schreienden Teppiche sich wie Klauen um ihre Füße schlangen. Die Villa schien lebendig zu werden, als sie nach ihr griffen und sie in die Tiefen des Wahnsinns zogen. Niemand hörte jemals wieder von Alessia. Die Villa am Lago Maggiore bewahrte ihr dunkles Geheimnis und wurde fortan zu einem Ort des Grauens, den niemand wagte zu betreten.