Es war einmal ein altes Thermalbad, das tief in einem nebligen Tal verborgen lag. Doch nun war es verlassen, und nur der Wind flüsterte noch durch die zerfallenen Säulen und riss das Laub über die verwaisten Mosaikböden.
Eines Tages betrat ein junger Mann namens Elias das alte Thermalbad. Er hatte Geschichten gehört, dass sich in seinen Hallen ein geheimes Casino verberge – ein Ort, an dem das Schicksal selbst die Karten mischte und die Einsätze nicht nur aus Gold bestanden, sondern auch aus den Seelen der Spieler.
Als Elias durch die düsteren Gänge schritt, hörte er plötzlich eine helle, lockende Stimme: „Komm, spiel mit mir…“
Er drehte sich um, doch niemand war zu sehen. Dennoch fühlte er sich wie von einer unsichtbaren Hand geführt und folgte dem Klang in eine große Halle.
Dort, unter einem funkelnden Kronleuchter, stand ein alter Spieltisch. Darauf lag ein Kartenspiel mit seltsam leuchtenden Symbolen. Gegenüber saß eine geheimnisvolle Frau mit langem, silbernem Haar. Ihre Augen schienen die Sterne selbst zu spiegeln.
„Setz dich“, sagte sie sanft. „Das Spiel hat begonnen.“
Elias nahm zögernd Platz. „Was ist der Einsatz?“, fragte er.
Die Frau lächelte. „Dein größter Wunsch – oder deine tiefste Angst.“
Elias überlegte. Sein Wunsch war es, endlich Reichtum zu erlangen, doch seine größte Angst war, seine Erinnerungen zu verlieren. Er wagte den Einsatz und legte die ersten Karten.
Das Spiel begann. Die Karten flogen über den Tisch, das Schicksal drehte sich mit jeder Runde. Elias gewann anfangs, doch dann spürte er, wie ihm langsam seine Erinnerungen entglitten – der Duft seiner Kindheit, das Lachen seiner Mutter, das Gefühl der Sonne auf seiner Haut.
Panik überkam ihn. „Stopp!“, rief er.
Doch die Frau schüttelte den Kopf. „Das Spiel endet erst, wenn das Schicksal entscheidet.“
Elias wusste, dass er verloren hatte. Doch in letzter Verzweiflung wagte er einen letzten Zug. Eine letzte Karte.
Er zog sie langsam … und plötzlich erhellte ein goldenes Licht den Raum.
Die Frau nickte anerkennend. „Du hast gewonnen“, flüsterte sie.
Elias fühlte, wie seine Erinnerungen zurückströmten, und mit ihnen eine Erkenntnis: Reichtum war nicht das, wonach er suchte. Sondern das Leben selbst – mit all seinen Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen.
Das Casino löste sich in Luft auf, das Thermalbad wurde wieder zu einer Ruine. Elias stand allein im Mondschein. Doch er war nicht mehr derselbe.
Er hatte das Spiel des Schicksals gespielt – und war als freier Mann daraus hervorgegangen.
Seit diesem Tag hörte man manchmal im alten Thermalbad eine Stimme flüstern: „Komm, spiel mit mir…“
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