Flora auf Reisen

Ein Märchen von Stefanie van de Brock

Eines Tages erwachte sie aus ihrem tiefen Schlaf. Plötzlich lugten zwei giftgrüne Blätter aus einem großen Erdklumpen hervor. Voller Motivation und Freude darüber, endlich die Oberfläche zu erreichen, wanderte sie mit erhobenem Kopf durch die Gezeiten. Ihr erster Anblick galt dem Meer und den tiefen Weiten des Ozeans. Sie durchquerte endlose dunkle Unterwassertunnel, wo Algen, Seetang und bunte Korallenriffe eine magische Einheit bildeten.

Nachdem viel Zeit vergangen war, machte sie sich auf den Rückweg, um wieder an Land zu kommen. Mit zarten Händen schuf sie die grünen Wunder der Welt. Flora lief barfuß durch die von ihr bereisten Orte, und überall, wo ihre Füße den Boden berührten, begann das schönste grüne Moos zu sprießen, das es je gegeben hatte. Bald schon hatte sie Täler, endlose Wälder und sogar die höchsten Berge in Blumen und Gräser gehüllt, und alles blühte in voller Pracht.

Erschöpft lehnte sie sich an einen grauen Stein, doch dieser bewegte sich plötzlich. Hinter ihr breitete sich ein lautes Brummen aus. "Hey, du kannst dich doch nicht einfach auf meinen Kopf setzen!", sagte eine rundliche Gestalt mit grimmiger Miene. "Entschuldigung, Herr? Ich bin Baltimore, der erste und älteste Stein hier im Hotelgarten." "Hotelgarten?" fragte Flora. "Ja, du stehst auf einem Grundstück. Dort hinten steht ein eingewachsenes Hotel, aber von Natur ist hier nichts mehr zu sehen." "Begleite mich in das Hotel, ich werde sehen, was ich tun kann", sagte Flora.

Im Hotel hörte Flora die Wände weinen, denn sie sehnten sich nach einem neuen Anstrich. Flora nahm all ihre Kraft zusammen und lief über die kahlen Wände, die langen Korridore und die Betten mit den zurückgelassenen Kissen und Decken. Grüne Spitzen leuchteten wie kleine Glühbirnen aus der Erde, um zu Farnen heranzuwachsen. An den Stoffnähten der Matratzen bahnten sich Moossäulen ihren Weg durch das gestickte Muster der Kissen.

Plötzlich erschrak Flora, denn sie sah sich selbst. "Hallo, wer bist du, und warum siehst du so aus wie ich?" Doch das Gegenüber antwortete nicht. Traurig schaute Flora zu Boden. Da begannen die Wände mit ihr zu sprechen. "Liebe Flora, ich bin dir so dankbar, dass du mich in die Natur eingehüllt hast. Jetzt bin ich nicht mehr allein, denn ich bin ein Magnet für Bienen und Insekten. Sie werden meine neuen Hotelgäste sein. Dein Spiegelbild kann dir nicht antworten, aber ich erfülle dir einen Wunsch, wenn du magst." Flora überlegte kurz und sagte dann: "Mein Spiegelbild soll lebendig werden." "Okay", sagte die Hotelstimme, "strecke deine Hand aus und schau, was passiert." Flora konnte ihren Augen kaum trauen. Sie nahm die Hand ihres Spiegelbildes und zog sie langsam aus dem Spiegel zu sich. "Hallo, Flora, ich bin Fauna. Zusammen sind wir eine Symbiose."

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