Tanz der Vampire

Es war einmal, in einem abgelegenen Tal, eine Tanzhalle, die von den Menschen längst vergessen war. Einst war sie prächtig – ein Ort voller Lichter und Musik. Über ihr wölbte sich eine große, türkise Kuppel, die selbst bei Nacht geheimnisvoll schimmerte. In der Mitte hing ein prächtiger goldener Kronleuchter, der in vergangenen Zeiten den Raum mit warmem Glanz erfüllte. Doch nun lagen Staub und Schatten über den einst glänzenden Böden, und die Kuppel hatte ihren Glanz verloren.

Niemand wagte es, diese Halle zu betreten, denn es hieß, sie sei verflucht. Doch eines Nachts, als der Mond hell und voll am Himmel stand, hörte ein junger Reisender namens Marek von der alten Tanzhalle. Er war neugierig und abenteuerlustig, und die Geschichten über den Fluch weckten seine Neugier. Man sagte, dass die verlassene Halle in den tiefsten Stunden der Nacht, genau um Mitternacht, plötzlich wieder zum Leben erwachte.

Marek beschloss, das Geheimnis der Tanzhalle zu ergründen. Er machte sich auf den Weg und erreichte die Halle kurz vor Mitternacht. Sie stand einsam und still da, umgeben von verwilderten Bäumen, die im Wind flüsterten. Der Eingang war nur noch ein Schatten dessen, was er einst gewesen war. Die schweren Türen knarrten, als Marek sie öffnete.

Doch als er eintrat, bemerkte er, dass die Halle trotz ihres Verfalls eine eigenartige Schönheit ausstrahlte. Die türkise Kuppel über ihm schimmerte im Mondlicht, und der goldene Kronleuchter funkelte schwach, als ob er nur auf den richtigen Moment wartete, um in vollem Glanz zu erstrahlen.

Marek spürte, wie eine seltsame Kälte die Luft durchzog. Und dann geschah es. Mit einem leisen Knirschen begann der Kronleuchter plötzlich zu leuchten. Zuerst nur ein flackerndes Licht, doch dann strahlte er in goldenem Glanz, und die Halle erhellte sich wie einst in ihren glorreichen Tagen.

Marek blieb regungslos stehen, als er plötzlich Musik hörte – eine alte, geheimnisvolle Melodie, die sich durch die Luft schlängelte. Es war kein Klang, den ein Mensch gemacht haben konnte. Es war die Melodie der Nacht selbst.

Plötzlich spürte Marek eine Bewegung um sich herum. Aus den Schatten traten Gestalten hervor – elegant gekleidet, ihre Kleidung im Stil vergangener Jahrhunderte. Männer in schwarzen Anzügen, Frauen in langen, fließenden Kleidern, die sich sanft in der Luft zu wiegen schienen. Ihre Haut war blass, ihre Augen leuchteten in einem seltsamen, tiefen Rot.

Vampire.

Die Tanzhalle war ihr Reich, und jede Nacht kamen sie zurück, um ihren ewigen Tanz zu tanzen – gefangen in der Zeit, gebunden an die Halle und das Licht des Kronleuchters. Sie bewegten sich mit einer Eleganz, die Marek den Atem raubte, doch er spürte auch die unsichtbare Gefahr, die in der Luft lag.

Einer der Vampire, ein stattlicher Mann mit silbernem Haar und einem dunklen Umhang, trat auf Marek zu und verneigte sich leicht.

„Fremder“, sagte er mit einer Stimme, die wie ein sanfter Wind klang. „Du hast unsere Halle betreten und uns aus unserem ewigen Schlummer erweckt. Was wünschst du dir?“

Marek, überwältigt von dem Anblick, fand kaum Worte. „Ich… wollte nur die Wahrheit über diesen Ort erfahren.“

Der Vampir lächelte.

„Die Wahrheit ist einfach. Wir waren einst Menschen – Tänzer, genau wie du. Doch wir begehrten mehr – ewige Schönheit, ewigen Tanz. Und so wurden wir verflucht. Nun tanzen wir jede Nacht, bis jemand uns erlöst. Doch um den Fluch zu brechen, muss ein Fremder mit uns tanzen – und dabei darf er nicht einen einzigen Schritt verfehlen. Andernfalls wird auch er Teil dieses Fluchs.“

Mareks Herz schlug schneller. Der Gedanke, mit diesen Wesen zu tanzen, erfüllte ihn sowohl mit Faszination als auch mit Angst. Doch er wusste, dass er keine Wahl hatte.

Der Vampir streckte ihm die Hand entgegen. „Tanze mit uns – und vielleicht kannst du den Fluch brechen.“

Zitternd nahm Marek die Hand des Vampirs, und die Musik wurde lauter. Der Boden unter seinen Füßen schien sich zu bewegen, als er sich mit den Vampiren im Takt der unheimlichen Melodie drehte. Der goldene Kronleuchter über ihm strahlte heller, und die türkise Kuppel wirbelte in schimmerndem Licht.

Marek tat sein Bestes, jeden Schritt richtig zu setzen, doch die Geschwindigkeit des Tanzes nahm zu, und bald fühlte er sich, als sei er auf einem rasenden Karussell gefangen. Die Vampire um ihn herum bewegten sich leicht und geschmeidig, als ob sie auf Luft tanzten.

Doch Marek war nur ein Mensch.

Er stolperte.

In dem Moment, als sein Fuß den falschen Schritt machte, erlosch das Licht des Kronleuchters mit einem lauten Knall. Die Halle versank in Dunkelheit, und die Musik verstummte.

Die Vampirgestalten hielten inne, ihre roten Augen leuchteten unheimlich im Dunkeln. Der Vampir mit dem silbernen Haar trat näher an Marek heran und flüsterte:

„Du hast verloren, junger Tänzer. Nun gehörst auch du zu uns.“

Marek spürte, wie eine eisige Kälte durch seinen Körper kroch, und bevor er noch etwas sagen konnte, verlor er das Bewusstsein.

Als er wieder erwachte, war die Halle leer. Doch er fühlte, dass etwas anders war. Seine Haut war blass, und seine Hände zitterten nicht mehr – sie bewegten sich, als ob sie nie wieder ermüden könnten.

Er hatte den Fluch nicht gebrochen.

Nun war er Teil des ewigen Tanzes.

Und so tanzen die Vampire weiter – Nacht für Nacht, unter der schimmernden türkisen Kuppel und dem goldenen Kronleuchter – bis ein anderer Mutiger die Halle betritt und den Tanz wagt.

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